Reifendruckkontrollsystem: Ja, aber...

Ab sofort sind Neuwagen in der EU mit einem Reifendruckkontrollsystem ausgestattet. Klingt sinnvoll und gut, allerdings gibt's ein paar Haken. Ob ihr Auto betroffen ist, wie es sich auf ihre Geldbörse auswirkt und was es zu beachten gilt, lesen sie im Motor-Blog.

Warnsignal für zu niedrigen Luftdruck
Warnsignal für zu niedrigen Luftdruck

Hand aufs Herz: Wie oft kontrollieren sie den Luftdruck ihrer Reifen? Nicht sehr oft oder vielleicht gar nicht? Dann sind sie in bester Gesellschaft - schätzungsweise jeder dritte Wagen ist in Europa mit falschem Luftdruck unterwegs. Klar, es gibt Angenehmeres als sich beim Tanken noch mit der Druckluftpumpe zu den vier Reifen zu hocken, die Ventilkappen ab- und aufzuschrauben, die Pumpe richtig anzusetzen, um sich dann mit schmutzigen Händen ins Auto zu setzen.

 

Das Problem hat man auch in Brüssel erkannt und mit 1. November 2014 für alle neu zugelassenen PKW bis 3,5 Tonnen ein sogenanntes Reifendruckkontrollsystem (RDKS) vorgeschrieben. Damit soll die Zahl der Unfälle gesenkt werden, zu wenig Druck in den Pneus verursacht Reifenplatzer, verlängert den Bremsweg und macht das Auto in Extremsituationen schlechter beherrschbar. Bei richtigem Luftdruck sparen wir  Sprit, weil der Rollwiderstand geringer ist, der Reifen hält länger und die Umwelt freut sich auch über weniger Schadstoffe.

Reifendrucksensor von VDO
Reifendrucksensor von VDO

Wie funktioniert das RDKS?

Es gibt zwei Varianten:

1.) Indirekt: Mit den ABS- und ESP-Sensoren werden die Drehzahlen der Räder verglichen. Bei zu wenig Luftdruck verringert sich der Abrollumfang des Rades, dadurch dreht es sich öfter. Auch das Schwingungsmuster ändert sich, wenn der Druck sinkt und kann so erkannt werden. Vorteil: Man benötigt keine teuren Extra-Sensoren. Nachteil: Die Messdaten sind nicht sehr präzise. Jede Änderung des Luftdrucks, z.B. vor Fahrten mit voller Beladung oder ein Wechsel der Räder macht eine Kalibrierung des Systems per Tastendruck notwendig.

 

2.) Direkt: Die Reifen sind mit speziellen Ventilen versehen, an der Innenseite jeder Felge ist ein Luftdrucksensor mit Funkeinheit und Batterie montiert. Die Daten werden an den Bordcomputer gefunkt, der jeden Sensor an einer speziellen ID erkennt. Vorteil: Die Messdaten sind sehr genau. Nachteil: saftige Mehrkosten. Mit RDKS können beim Reifenkauf schon mal zwischen 200 und 400 Euro zusätzlich anfallen, schätzen Experten. Und natürlich müssen dann sowohl Sommer- als auch Winterreifen mit Sensoren ausgestattet sein. Außerdem muss man darauf achten, die richtigen Sensoren zu kaufen, damit das System ordnungsgemäß funktioniert. Ein Tausch der Reifenposition (z.B. von vorne nach hinten) ist zwar möglich, allerdings werden die Messwerte dann im Bordcomputer an der falschen Stelle angezeigt. Damit wäre eine Umprogrammierung des Systems nötig. Die Batterien und Sensoren halten natürlich auch nicht ewig, daher fallen möglicherweise später ungeplante Zwischenstopps in der Reifenwerkstatt an. Bei ersten Tests zeigten sich die Sensoren auch nicht besonders bruchfest. Schwacher Trost: Das Reserverad muss nicht mit RDKS ausgestattet sein.

 

Kann man das System nicht einfach deaktivieren, wie z.B. das ESP?

Nein, das ist nicht erlaubt. Und um sicherzugehen, dass es tatsächlich ordnungsgemäß funktioniert, wird das RDKS beim Pickerl überprüft. Funktioniert es nicht, gibt es einen "leichten Mangel" im Prüfbericht. Aber nur vorerst. Voraussichtlich ab 1. November 2017 ist es ein "schwerer Mangel" und damit wird das Pickerl verwehrt. Das gilt übrigens auch für ältere Fahrzeuge, in denen das RDKS schon vor dem 1. November 2014 - quasi als Extra - eingebaut wurde. Sprich: Ist RDKS an Bord, muss es funktionieren.

 

Sollte ihr Fahrzeug ein direkt messendes RDKS an Bord haben, können sie auf folgender Website den passenden Reifendrucksensor ausfindig machen: http://reifendrucksensor.info/

Um Wartezeiten bei der Bestellung, Wartung und Montage ihrer Reifen zu verkürzen, bietet die Autoservicestation Markus Blazej ein eigenes Bestellformular an, in das sie bequem die benötigten Daten eintragen können. Klicken sie auf obigen Link oder einfach hier.

Ihr Markus Blazej


Photo credit:

#1: Wikipedia / "Reifendruckkontrollsysem(TPMS) für Ford- und Volvo-PKWs (Vorderseite), Hersteller: VDO" by Lumu is licensed under a Creative Commons license.

 

#2: Wikipedia / "TPMS low pressure warning icon" by Hydrargyrum is licensed under a Creative Commons license.